Dienstag, 3. März 2009


Carnaval in Oruro - la ciudad mas fea en Bolivia- Farben, Kostueme, cervezas und Musik- ueberall!

Nach einer Nacht in La Paz bei der Lanza Familie, hiess es dann schon: ab nach Oruro! In Oruro ist jedes Jahr im Februar eines der groessten Carnavals auf der ganzen Welt. Welch Glueck ich hatte an meinem ersten Wochenende dabei zu sein- eine einmalige Gelegenheit! Dieses Jahr gab es 800'000 Besucher!! Es kommen Menschen aus aller Welt, um bei diesem riesigen Fest mit traditionellen Taenzen, Musik und Kostuemen dabei zu sein.
Die Reise hat mit einem Missverstaendnis begonnen zwischen Andres und einer Freundin von ihm namens Vivienne. Er hatte am Abend vorher mit ihr telefoniert und abgemacht, dass wir alle auf den 3 Uhr Bus gehen wuerden. Andres und ich haben es uns ganz gemuetlich gemacht, wollten fuer mich eine SIM-Karte kaufen, Geld wechseln und hatten gedacht wir kaufen auch noch zu trinken fuer die doch 4-stuendige Reise, es war auch ein sehr heisser Tag..da ruft Vivi an und sagt: wo seid ihr? der Bus faehrt um 1 los! ich dachte mir oh mein Gott, wie kann man nur ein solches Missverstaendnis haben und dachte natuerlich als Schweizerin, dass wir den Bus sowieso nicht mehr schaffen wuerden. (es war 12.45 und wir waren noch ca. 20 Minuten vom Bahnhof entfernt) Andres hingegen, mit seiner ruhigen Art, ist ganz ruhig geblieben, hat gesagt oh nein wie bloed und hat noch 5 Minuten ueberlegt, ob wir es probieren sollten oder nicht..ich habe versucht, ganz ruhig zu bleiben, doch ich konnte es einfach nicht glauben, dass sich die beiden so missverstanden hatten und zudem konnte ich nicht verstehen, dass sich Andres nicht mal ein klitze-kleines Bisschen aufgeregt hatte. So viel ich weiss, hat er nie etwas gesagt oder gefragt, woran das Missverstaendnis lag..eine andere Art halt. Egal, wir haben den Bus locker geschafft, er hat sogar 20 Minuten Verspaetung gehabt, was anscheinend normal ist. Tja, super fuer uns :) nur sehr bloed, Wasser hatten wir praktisch gar keins...
Nun, da sind wir losgefahren und alles war gut bis zur Grenze von Oruro, wo eine Passkontrolle stattfand. Um mich noch kurz zu verteidigen, ich hatte Andres etwa 10 Mal gefragt, ob ich meinen Pass oder meine ID mitnehmen soll. Er hatte mir geantwortet, dass ich ihn sowieso nicht brauchen werde, dass sie nie kontrollieren und dass ich, wenn ich ihn mitnehme nur riskiere, ihn zu verlieren. Ok, dachte ich mir. Er wohnt hier, ich vertraue ihm und mein Pass moechte ich wirklich nicht verlieren oder gestohlen haben. Oho wie habe ich geschwitzt, als der Grenzbeamte kam und mich nach meinem Pass gefragt hat. Natuerlich hat Andres fuer mich geredet. Egal, ich musste austeigen- eine solche Blamage als Einzige aus dem Bus aussteigen zu muessen, alle wissen wieso und muessen warten, bis es geregelt ist. Nun, draussen war ich nicht mehr die Einzige. Da waren noch einige andere Touristen. Sie haben mich dann ausgefragt- Andres war zum Glueck immernoch bei mir und konnte mich verteidigen- und nach bloeder Diskussion habe ich einen Schein gekriegt, worauf stand, dass ich meine Dokumente innerhalb von 7 Tagen in La Paz vorweisen muesste. Die Beamten waren ausserst unfreundlich und Andres hat sich sehr aufgeregt, aber der Zutritt in die Stadt wurde mir gegeben, das ist die Hauptsache.
Andres hatte mich vorgewarnt, wie im Titel steht, dass die Stadt Oruro bei den Bolivianern bekannt ist als die haesslichste Bolviens. Ich muss sagen, sie ist wirklich haesslich. Die Strassen sind dreckig, die Hauser sind teilweise gar nicht fertig gebaut und einfach grau und langweilig, die Menschen sind naja, nicht so freundlich und das Essen ist schrecklich!
Als wir angekommen sind- wir waren jetzt uebrigens etwa 8 Personen- haben wir etwa eine halbe Stunde lang unser Hotel gesucht. Andres hatte nur fuer 5 Personen reserviert, die 3 anderen kamen einfach auch mit und hofften auf Platz bei uns. Nach langem Herumspazieren und Fragen haben wir unser 'Hotel', besser gesagt unser Zimmer gefunden. Die Besitzerin, eine sehr freundliche Frau hat uns reingelassen und uns auch das Badezimmer gezeigt- ich sage mal klein, haesslich und nicht sehr fein-riechend :) in unserem Zimmer gab es 1 grosses Bett, 1 kleineres und 4 Matratzen auf dem Boden. Wie ihr ja selbst rechnen koennt: 6 Better, 8 plus noch 2 andere Personen...egal das wuerde schon irgendwie gehen. Wir sind als erstes hingesessen und haben uns von den Hauptnahrungsmitteln des ganzen Wochenendes ernaehrt: Brot, Fleisch, Kaese, Ketchup, Mayonnaise und Salsa Piccante..hmm koestlich ;)
Nachher sind wir los, um die Atmosphaere vor dem Carnaval noch mitzubekommen und zu geniessen..Der Carnaval hat naemlich erst am Samstag angefangen. Ueberall gab es Staende mit Essen, Trinken, Kleidern, Sonnenbrillen, Taschen, Hueten- einfach alles! und sehr wichtig, um auf den Carnaval vorbereitet zu sein, muss man sich ein Pancho kaufen. Das ist so ein unbequemer, heisser Plastikueberhang der vor Wasser, Espuma = Schaum und auch anderen Fluessigkeiten, die am Carnaval verbreitet werden, schuetzt. Wenn man sich nicht einen Pancho kauft, ist man einfach bloed. Fuer 3 Bolivianos ist es auch nicht so tragisch.
Wir sind durch die Strassen gegangen, wo am naechsten Tag die Parade stattfinden wuerde und sind bis zum Hauptplatz der Stadt, wo es massenhaft Leute gab die schon gefeiert haben oder auch viele, die gute Plaetze kaufen wollten, um am naechsten Tag bei der Parade voll dabei zu sein. Genau das haben wir auch gemacht. Ueberall waren natuerlich Baenke aufgestellt- so schraeg hinauf- und jeder hoffte auf einen Platz ganz oben. Nach langem Handeln mit einem betrunkenen Ticketverkaeufer haben wir uns 6 Plaetze ganz oben erobert- welche Freude :) Preis: 150 Bs pro Sitzplatz, also etwa 30 Franken. Nachdem wir das erledigt hatten, sind wir dann weiter, haben uns mal etwas zu essen geholt und hier habe ich glaube ich der erste Fehler meiner Reise gemacht. Es gab am Carnaval ein sehr kleines Angebot an Essen und das was man am meisten fand, war ein Hamburger oder das sogenannte Choripan- wie ein Burger, aber mit grillierter Wurst drin und ziemlich scharf. Ein Freund von Andres war erstaunt, dass ich das gleich essen wuerde und hat mich vorgewarnt, dass mein Bauch gutmoeglich schlecht darauf reagieren wuerde. Tja mein Bauch war am naechsten Tag auch nicht so gluecklich, aber zum Glueck nicht sehr schlimm..wir sind an dem Abend dann noch an eine Openair-party auf dem Hauptplatz, wo noch viele andere Bekannte von Andres waren und zusammen hat man in das Carnavalwochenende hineingefeiert..
Nun, am naechsten Morgen sind wir relativ frueh los, um uns unsere gekauften Plaetze zu ergattern. Hmm..es ist aber leider nicht so, dass wenn man seine Tickets gekauft hat, man dann auch wirklich dort sitzen/stehen kann..es geht mehr nach dem Prinzip wer zuerst ist, hat Platz..die, die nachher kommen, muessen sich irgendwie in die Menge reinquetschen oder haben schlicht und einfach kein Platz mehr. Ich hatte Glueck, denn dort wo wir Tickets hatten, gab es noch Platz.
Die Aussicht von ganz oben war super. Man konnte die Parade richtig gut verfolgen. Beim Carneval gibt es verschiedene Tanzgruppen, die zum jeweiligen Tanz auch spezielle Kostueme und spezielle Musik haben. Das Ganze beruht auf jahrelange Tradition und erzaehlt eigentlich die Geschichte von Bolivien und den Voelkern. Es tanzen Leute von allen Altersgruppen mit- von den ganz Kleinen, die etwa 3 Jahre alt sind zu den Omas und Opas, natuerlich alle ganz stolz dabei zu sein und das Land Bolivien zu feiern. Es sind einerseits professionelle Taenzer, andererseits Leute, die ein langes und sehr teueres Training gemacht haben, um mitmachen zu duerfen. Also, im Prinzip kann jeder mitmachen der sich das leisten kann, solange man am Schluss das richtige Resultat praesentieren kann. Die Kostueme haben mich am meisten fasziniert. Sie sind alle so speziell, farbig und detailliert. Je nach Tanz ist der Koerper ganz bedeckt, man traegt eine Maske oder einen Hut oder bei den Chiccas, den sogenannten Caporales, wird moeglichst viel Haut gezeigt und sehr viel gejubelt :) Die Musik wird von den Bands live gespielt, auch alles traditionelle Musik- viel mit Trompete und Trommel. Sie ist sehr lebendig und es kommt eine wahnsinnige Atmosphaere auf, da alle Bolvianos die Musik sehr gut kennen und in Feierstimmung sind.
Das Wetter war traumhaft an diesem Tag. Fuer die Taenzer zwar wahnsinnig heiss und daher auch sehr anstrengend, aber fuer die Zuschauer natuerlich perfekt- blauer Himmel, warme Sonne..mein zweiter Fehler- ich habe mich ziemlich verbrannt, auch mit Sonnencreme, denn die Sonne war sehr stark..ich sah nachher aus wie eine Tomate :)
Was beim Carnaval dazugehoert (darum auch der Poncho) sind Wasserballoene, Espuma = Sprayschaum und ganz viele Cervezas...diese Traditionen sind eigentlich ganz lustig. Man ist schon sicherer mit dem Poncho, aber oftmals kommt ein Wasserballon von irgendwo, ohne dass man irgendetwas machen kann..gegenueber von wo wir standen, gab es einige Typen, die immer auf uns zielten. Bis am Nachmittag hatte zwischen uns ein Wasserballonen-Krieg angefangen :)
Das Gefaehrliche am Carneval, wie eigentlich bei allen so aehnlichen Anlaessen, ist die konsumierte Alkoholmenge und deren Konsequenzen..man merkt dann schon wie Leute agressiver, ungeduldiger und unvorsichtiger werden. Man muss sich dessen einfach bewusst sein und gut aufpassen. Andres wurde Natel und Kamera geklaut als er durch die Menge wieder zum Platz zurueck wollte.
Bei so vielen Leuten kann es sehr unangenehm werden und eine strenge und starke Kontrolle ist unbedingt noetig. In diesem Falle hat jegliche Organisation gescheitert. Es war ein riesiges Chaos. Da ist das Zueri-Faescht oder die Streetparade nichts dagegen. Am fruehen Abend, als wir uns entschieden haben, weg von der Parade zu gehen und fuer eine Pause ins 'Hotel' zu gehen, mussten wir uns durch die Menge wortwoertlich kaempfen. Das Problem war, dass niemand Geduld hatte. Alle haben geschupft, egal ob jemand dabei zerquetscht wurde oder nicht. So ist alles ausser Kontrolle geraten und wir waren einfach unheimlich froh wieder heil aus der Menge zu kommen, auch wenn man sich dabei einen blauen Fleck geholt hatte, Hauptsache raus!
Ja so Festivitaeten haben immer eine negative und eine positive Seite. Im Grossen und Ganzen war es ein super Erlebnis. Das was ich am schlimmsten fand war eben in gewissen Momenten die Menschenmasse, aus der man nicht schnell fliehen konnte oder dann was auch ganz schlimm war, es war ueberall wahnsinnig schmutzig. Auf den Strassen, das kann man sich gar nicht vorstellen und dann so viele betrunkene Leute..was mich auch sehr schockiert hat, war die Art und Weise wie die Kinder behandelt wurden. Es gab ganz viele, vor allem Frauen, die am Abend mit frischen Cervezas oder sonstigen Dingen herumspaziert sind und auf weiteren Konsum der Menge gehofft haben. Mit diesen Frauen waren dann oft ihre Kinder, die mit einem Sack den Abfall eingesammelt haben. Das geht ja noch am Nachmittag, aber sicher nicht 2 Uhr morgens wenn alle rund herum viel aelter, groesser und leider meistens betrunken sind. Ich bin immer wieder erschrocken, als ploetzlich ein Kind bei meinen Fuessen rumgrabbelte und dann ganz schnell sich wieder aus dem Staub machte. Schon krass..
So speziell der Carnaval war, fand ich es auch sehr schoen dann am Sonntag wieder nach Hause zu fahren. Bevor unser Bus losging, sind Andres und ich noch durch die Strassen gegangen, haben uns an einem weniger chaotischen Ort noch ein Teil der Parade angeschaut und sind dann gegangen. Das Schoenste bei der Rueckkehr war die Dusche, die Ruhe und das eigene fein-riechende Bett..

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